Was ist Dyskalkulie oder Rechenschwäche?

Eine Rechenschwäche oder Dyskalkulie bezeichnet ausgeprägte Schwierigkeiten bei der Ausbildung eines Zahlbegriffs und beim Erlernen des Rechnens.

Man schätzt, dass etwa 5% der Bevölkerung davon betroffen sind und kaum über elementare Rechenfähigkeiten verfügen. Rechenschwache Menschen entwickeln oft nur ein nominales oder ordinales Zahlverständnis, d.h. sie fassen Zahlen als reine Symbole auf, die - vergleichbar mit einer Perlenkette - in bestimmter Reihenfolge vorkommen. Zahlnamen und Abfolgen von Zahlen werden auswendig gelernt, ohne diese mit bestimmten Mengen und Größenverhältnissen zu verbinden. Infolge dieses mangelhaften Zahlbegriffs gelingt es nicht, das dekadische Stellenwertsystem zu erfassen oder die Grundrechenarten Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division zu erlernen.  Häufig werden Zahlen mit mathematischen Zeichen mehr oder weniger wahllos verknüpft und Rechenaufgaben mit rein mechanischen Lösungsstrategien bewältigt. So suchen rechenschwache Menschen  nach stereotypen Lösungsmustern und können mathematische Aufgaben nur bewältigen, indem sie sich auf einer vorgestellten Zahlenreihe zählend vor- und zurück bewegen.

Am Ende steht oft ein völliges Unverständnis des logisch aufgebauten Systems der Mathematik. Nicht selten entwickeln Betroffene eine ausgeprägte Aversion gegen Zahlen und jegliches Rechnen.

Rechenschwache Menschen sind nicht weniger intelligent als andere.  Abzählstrategien sowie das Auswendiglernen unverstandener mathematischer Inhalte erfordern hohe Konzentrations- und Gedächtnisleistungen. Auch liegt kein unzureichendes Bemühen oder gar Versagen der Schule vor. Nach einer Definition der Weltgesundheitsbehörde WHO wird eine Rechenstörung nach dem internationalen Klassifikationsschema ICD-10 wie folgt definiert:

Diese Störung bezeichnet eine Beeinträchtigung der Rechenfertigkeiten, die nicht allein durch eine allgemeine Intelligenzminderung oder eine unangemessene Beschulung erklärbar ist.

Wer von einer Dyskalkulie betroffen ist, braucht zunächst eine fundierte Förderdiagnostik. Auf dieser Grundlage bedarf es individuell angepasster Lernkonzepte, die den systematischen Aufbau der mathematischen Grundlagen zum Inhalt haben.